Freitag, 4. September 2020

Vielleicht hast du schon mal eine seiner Routen ausprobiert, die sich wie Sternbilder durch den Westen der USA ziehen und die Entwicklung des Hard Sportklettern in diesem weiten Land erzählen. Oder vielleicht hast du in den letzten zehn Jahren einfach mal eine Kletterzeitschrift zur Hand genommen und ein Foto entdeckt, das eine tiefe Emotion in deiner Seele geweckt hat, deine Handflächen hast schwitzen lassen und dich immer wieder dazu inspiriert hat, dich erneut ins Seil zu werfen. Wenn du einen Blick auf die Autorenzeile wirfst, entdeckst du diesen allgegenwärtigen Namen – Boone Speed – auf der glänzenden Seite. Tatsache ist, dass Boone für viele von uns eine lebende Legende ist. Von seinen Routen und wegweisenden Erstbesteigungen bis hin zu seinen Fotos, die dieses Spiel dokumentieren, das wir in der Vertikalen spielen – Mr. Speed hat maßgeblich dazu beigetragen, das zu formen, was der Sport heute ist. Dieser Film, gemacht von Mike Call, erzählt die Geschichte des vollendeten Kletterkünstlers.

Video: Mike Call

Heutzutage gibt es eine Fülle von Worten. Die Welt der Worte scheint dieses Jahr wirklich widersprüchlich zu sein, und ich bin müde. Schon das Hinsetzen, um das hier zu schreiben, fällt mir schwer. In diesem seltsamen Jahr, in dem wir uns wiederfinden, ist das Tempo total durcheinander. Die Welt funktionierte auf einem Grundniveau – nennen wir das 5. Dann hat COVID-19 die Welt quasi ausgeschaltet, runter auf 1 gedreht. Und dann wurde George Floyd ermordet, und die Welt wurde sofort wieder angeschaltet – aber nicht auf 5, sondern auf 10, und das mit einem ordentlichen Schlag und so vielen Worten/Aussagen/Bildunterschriften/Argumenten. Ich fühle mich die meiste Zeit immer noch orientierungslos. 

In einer Welt, in der moderne Medien und Technologie in Lichtgeschwindigkeit unterwegs sind und alles laut nach dir ruft, und in der Aufmerksamkeit, Zeit und Freiheit die kostbarsten Ressourcen sind, sollten wir nicht den offensichtlichsten, glänzendsten und lautesten Dingen misstrauen? Sollten wir nicht ein bisschen tiefer graben? Ein bisschen länger brauchen? Das Leben ist ein Marathon, aber alle sprinten. 

„Artist“ ist für mich ein etwas unschöner Begriff. Es ist so ein allgemeiner Sammelbegriff, der eigentlich nicht viel aussagt und nicht wirklich hilfreich ist. Wenn man das bedenkt, kann er allerdings angemessen verwendet werden. Gerade jetzt, in dieser Zeit, fühlt es sich tatsächlich ziemlich gut an. Dieser vage Überbegriff, der weitere Erläuterungen braucht, um ihn zu klären – aber das ist nicht das, was wir hier anbieten. Wir bieten demütig diesen Film an. Eine Serie von Bildern. Ein bewegtes Bild. Ja, und da sind auch Worte drin, aber sie unterstützen die Bilder und nicht sich selbst.

Und bis dahin kannst du sicher wissen, wo du uns findest — genau hier, während wir weiterhin versuchen, dass unsere Künste und unser Klettern für sich sprechen — ein dichtes, kleines Netz aus Leben und Verbindungen, das über viele, viele, viele Jahre entstanden ist, eingebettet in das größere Netz, in das wir alle eingewoben sind.

— BD Athlet Sam Elias