Egal wie viel Wasser ich aus den Bächen getrunken habe, ich konnte meinen Durst einfach nicht stillen. Trotz sorgfältiger Planung hatte ich einen Salz-Mangel. Die Serpentinen hoch zum Static Divide aus dem Death Canyon waren komplett südseitig – und es war einer der heißesten Tage des Sommers. Ich hätte die Runde andersherum laufen sollen, aber das hätte bedeutet, dass ich Kilometer zurücklaufen müsste, die ich gerade erst gerannt war. Ich war an diesem Morgen schon auf dem Grand Teton rauf und runter und hatte mich auf die Route festgelegt, aber ich konnte nicht aufhören, mich – wie so viele in solchen Momenten – zu fragen: „Warum zum Teufel mache ich das hier eigentlich?“

Black Diamond präsentiert: Ein FKT am Teton Bullseye mit Kelly Halpin

Vom Teton Bullseye hab ich zum ersten Mal vor ein paar Jahren von meinem Kumpel Ryan Burke gehört. Fast 80 Kilometer lang, führt dich die Route rauf und runter auf den Grand Teton und dann einmal um das Massiv auf der Circumnavigation Route. Du hast alles dabei: Trail und Off-Trail, Kletterei, Solo-Passagen, ausgesetzte Stellen und über 4.500 Höhenmeter. Luke Nelson hat die Route schon über ein Jahrzehnt vorher entworfen und nannte sie damals „The Up and Around“. Im Juli 2012 haben Luke, Mike Foote und Ty Draney einen Versuch gestartet, sind aber auf der unteren Owen Spalding Route steckengeblieben, weil sie an mehreren Seilschaften nicht vorbeikamen. Sie mussten abbrechen, bevor sie den Gipfel erreicht haben. Zurück in Lupin Meadows sind sie dann losgezogen, um die Circumnavigation zu laufen und abzuschließen. Ryan Burke hat die Route am 17. September 2020 in 14 Stunden und 39 Minuten im Supported-Style komplett durchgezogen. Er hat ihr den Spitznamen Bullseye verpasst.

Der Bullseye stand über ein Jahr lang auf meiner To-Do-Liste, bevor ich mich endlich entschlossen habe, es anzugehen. Genau die Art von Abenteuer, die ich liebe – aber die Distanz, zusätzlich zum Grand Teton, hat mich schon eingeschüchtert. Und dann wollte ich das Ganze auch noch in meinem Lieblingsstil machen: solo und ohne Support. Das hat die Sache natürlich noch mal spannender gemacht. Aber genau daran wachsen wir – wenn wir uns unseren Ängsten stellen. Und so war ich Mitte des Sommers genauso aufgeregt wie nervös, es einfach durchzuziehen.

Ich bin am 1. August um 6:50 Uhr morgens am Lupine Meadows Trailhead gestartet. Zu früh loszugehen hätte bedeutet, mit geführten Gruppen am Grand im Stau zu stehen – also hab ich gezielt ein offeneres Zeitfenster am Vormittag für den Aufstieg gewählt. Nach 3:34 Minuten stand ich am Gipfel – nicht ultraschnell, aber effizient genug, um zügig unterwegs zu sein und trotzdem noch genug Energie für die lange Umrundung zu haben. Beim Abstieg und dem Start der Runde Richtung Death Canyon hab ich dann richtig gemerkt, wie die Tageshitze reinkickt. Mir war klar, dass es warm werden würde, aber ich hatte gehofft, dass der angesagte Regen wenigstens ein bisschen Schatten bringt. Leider sind die Wolken ausgeblieben und ich musste mich mit der Sommerhitze rumschlagen.